Dienstag, 9. August 2011

Vergangenheitsgefühle.

Tut mir Leid. Ich war 14. Und es ist scheiße. Aber einer wollte es lesen.


Leere. Hoffnung. Liebe oder Hass. Gleichgültigkeit. All das fließt durch meinen Kopf, wenn ich an meine Vergangenheit denke. Oder nicht. Ich wusste es damals nicht und heute auch nicht. Aber egal. Ich bin nicht die Alessy Jahle, die ich früher war. Früher, ganz früher im Kindergarten war ich das schüchterne, sogenannte hässliche Entlein gewesen. Zwei monstergroße, grässliche Zöpfe zierten meinen Kopf und die Jungs. Die waren Jungs gewesen. Laut kreischend durch die Gegend rennend und mit Sand um sich werfend. Die Mädchen liefen in ihren rosa Kleider rum und hatten Tausende von Schleifen in ihren Haaren. Ich war blond, aber damals war mir egal, welche Farbe meine Haare besaßen.
Als wir in die Grundschule kamen, stiegen die Mädchen auf Röcke mit Strumpfhosen um. Schrecklich. Ich hatte vielleicht auch Röcke an, aber nur wenn wieder ein Fotograf in der Schule rumlungerte.
Die Mädchen hatten teilweise mit den Jungs schon 'Liebesbeziehungen'. Schwachsinn. Tobi und Melissa waren 3 Wochen zusammen, bis sie sich stritten und 2 ganze Tage kein Wort mit dem anderen wechselten. Dann herrschte erst einmal Funkstille zwischen den beiden und 2 unendlich lange Wochen später versöhnten sie sich und liefen wie verliebte Erstklässler herum. Und dabei waren sie in der 3. Klasse. Zum Kotzen. Lars und Leonie hielten es 5 Wochen aus, bis sich Lars mit Fred's Freundin Nana traf und Leonie mit Fred zusammen kam, während Lars und Nana erst mal Liebeskummer hatten und ihre gemeinsame Liebe zu Fußball entdeckten. Maik, ein merkwürdiger Junge, wollte was von mir und wir waren 4 Wochen zusammen, bis er mich wirklich nervte und ich Schluss machte, was er nach ein paar Wochen wohl nicht sehr schlimm fand, weil er danach Kiara, eine brünette – wie er fand – Schönheit, anhimmelte. Quatschkopf. Er meinte ich sei eifersüchtig auf sie. Auf ihre 'wunderschönen' braunen Locken und ihre grünen Katzenaugen. Wenn ich eifersüchtig auf sie wäre, dann nur auf ihre grünen Augen. Meine Augen sind schwarz, worauf ich damals nicht sehr stolz war.
Aber heute weiß ich, dass es wohl von Gott so bestimmt war, dass ich diese Augen besitze. Mit denen mein Leben für immer verändert wurde. In der weiterführenden Schule, in meinem Fall ein Gymnasium, fing meine Geschichte aber erst richtig an. Obwohl, eigentlich eher in der Realschule. Ich wusste damals nicht was der Grund war, aber ich fing an, hochnäsig zu werden. Ich zickte jeden Jungen an, der mich blöd anmachte. Allen anderen, die mich aus irgendeinem Grund, der mir unbekannt war, anhimmelten, gab ich einen Korb. Diese armen Idioten hörten trotz 5 Körben nicht auf. Das war an diesem Donnerstagabend auch nicht anders. Das Wetter – das weiß ich noch bis heute – war leicht bewölkt, aber schwül und eine schlechte Note brachte ich damals auch nicht heim.
Es war der Abend, an mir meine Eltern mir mitteilten, dass wir umziehen würden. Von der Großstadt, in der man super shoppen konnte, in ein kleines Dorf. >Grässlich.< dachte ich in diesem Moment. Es stinkt dort, es gibt keine guten Läden und die Jungs sind auch blöd.
In dem Moment wusste ich nicht, was mir noch bevorsteht. Mir als Einzelkind. Als Großstadtzicke. Als Alessandra Jahle, von allen nur Alessy genannt. Ich wusste nicht, dass ich vielleicht meine große Liebe oder richtige Freunde finden würde. Ich war es nicht gewöhnt, in einem Ort zu leben, in dem es außer einem Bäcker, einer Metzgerei, einer Bank und vielleicht einem Kindergarten und einer Grundschule nicht viel gab. Ich war es nicht gewöhnt, von Leuten angestarrt zu werden, weil sie sonst keine sehr reichen Leute sahen. Da wusste ich noch nicht, dass wir nicht die einzigste reiche Familie waren. Die Leute im Dorf glotzten und ich hatte das Gefühl, mir ein riesiges Loch zu wünschen, in das ich verschwinden könnte.

Ciao.

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